EU-Kommission bereitet sich auf Blackout vor

Veröffentlicht am 26. Oktober 2022 um 14:02

Die EU-Kommission bereitet sich auf einen möglichen Krisenwinter mit flächendeckenden Stromausfällen und anderen Notlagen vor. „Es ist gut möglich, dass Katastrophenhilfe auch innerhalb der EU nötig wird“, sagte der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarčič, dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“

 

EU-Kommission sieht Gefahr für einen Blackout im Winter. EU-Kommissar will Notfall zentral von Brüssel koordinieren.

 

Zu diesen Reserven der EU gehören, laut Lenarčič, Löschflugzeuge, Generatoren, Wasserpumpen und Treibstoff, aber auch medizinisches Gerät und inzwischen auch Medizin. „Schon während der Corona-Pandemie haben wir gelernt, dass wir nicht erst im Krisenfall reagieren können, und versuchen deshalb inzwischen, künftige Krisen vorherzusagen. Schon vor dem Krieg haben wir uns auch gegen chemische, biologische, radiologische und nukleare Notfälle gewappnet“, erklärt Lenarčič. „So konnten wir nun schon fünf Millionen Jodtabletten an die Ukraine liefern, für die Anwohner bedrohter Atomkraftwerke.“

EU-Kommissar will Notfall zentral von Brüssel koordinieren

Das EU‑Katastrophenschutzprogramm sieht vor, dass alle EU‑Mitgliedsstaaten, Hilfe im Fall von Waldbränden, Überschwemmungen, Erdbeben und ähnlichen akuten Krisen beantragen können. EU-Kommissar Lenarčič koordiniert in diesem Fall die Hilfen mit Material und Gerät aus anderen EU‑Staaten. Dies geschehe in einem Notfall noch am selben Tag, betonte Lenarčič .

Nichts aus der Katastrophe im Ahrtal gelernt

Das größte Problem bei einem flächendeckenden Notfall ist allerdings der Zusammenbruch der Kommunikation. Im Ahrtal war man nicht in der Lage, die Rettungsmannschaften in einem kleinen begrenzten Gebiet zu koordinieren, da selbst die modernen digitalen Funksysteme ausgefallen sind. Feuerwehren, Polizei, THW und Rettungsdienste setzten einzelne Melder ein, die entsprechende Informationen sammelten und persönlich zum nächsten Kommandostand brachten. Man darf gespannt sein, wie der EU-Kommissar Hilfen in ganz Europa von Brüssel aus koordinieren will, wenn weder der digitale Funk, das Mobilfunknetz noch das Telefon und das Internet funktionieren. Das Chaos ist bereits vorprogrammiert.

 

Bevölkerungsschutz auf Blackout nicht vorbereitet

 

Die Hochwasserkatastrophe hat die Mängel beim deutschen Bevölkerungsschutz gnadenlos aufgezeigt. Obwohl es sich um ein eher kleines lokales Gebiet handelte brach das Kommunikationssystem der Einsatzkräfte vollständig zusammen. Bei einem bundes- oder gar europaweiten Blackout wird das katastrophale Folgen haben. Der deutsche Bevölkerungsschutz ist auf einen Blackout nicht vorbereitet.

Digitales Funknetz nicht nutzbar

Nach dem Ausfall von Festnetztelefon und dem kompletten Mobilfunknetz versagt auch noch das neue digitale Behördenfunknetz. Polizei, Feuerwehren und Rettungsdienste sollten sich im Katastrophenfall, wenn alle anderen Kommunikationsmöglichkeiten ausgefallen sind, gerade über das digitale Funknetz zuverlässig austauschen können.

Aber der digitale Behördenfunk hat wegen Stromausfall nicht funktioniert. Im Führungsstab kommen deshalb Lagemeldungen nicht mehr an. Die Leitstelle erhält keine Informationen über betroffene Orte und auch nicht von einem möglichen Dammbruch der Steinbachtalsperre. Es blieb keine andere Möglichkeit als auf althergebrachte Konzepte zurückzugreifen. Erkunder mit Pkw, Notizbuch und Kugelschreiber wurden ins Katastrophengebiet geschickt um Bericht zu erstatten.

Umstellung auf digitales Funknetz kostet Milliarden

„Wozu“, zürnt nach der Katastrophe ein führender Katastrophenmanager aus einer betroffenen Region, „haben wir das milliardenteure Digitalnetz eigentlich aufgebaut, wenn es beim ersten großen Härtetest derart versagt?“

Das sogenannte BOSnet wurde von Bund und Länder gemeinsam aufgebaut und wird bundesweit von der Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS) mit Sitz in Berlin, betrieben. Die Verantwortung für die Behörde liegt beim Bundesinnenministerium.

Viele Zuständigkeiten – am Ende ist keiner schuld

Das Netz wird von unterschiedlichen Bundesbehörden, wie zum Beispiel dem Zoll oder Organisationen, wie das Technische Hilfswerk genutzt. Aber auch Landesbehörden, wie etwa die Polizei oder Organisationen auf der Ebene der Landkreise und Kommunen nutzen das digitale Funknetz. Dazu gehören sowohl die Rettungsdienste, als auch die kommunalen Feuerwehren.

Der Aufbau des digitalen Netzes kostete alleine auf Bundesebene 3,6 Milliarden Euro.. Die Ausgaben auf Länderebene sollen sich auf nahezu den gleichen Betrag belaufen. Das besonders robuste und abhörsichere Funknetz, sollte auch dann noch funktionieren, wenn die Infrastruktur kommerzieller Anbieter ausfällt. 

Lokales Ereignis bringt Gesamtsystem zum kollabieren

Bei der Katastrophe im Ahrtal funktionierte der Funk nicht nur im betroffenen Gebiet nicht, sondern auch außerhalb, wo die Technik zumindest prinzipiell noch funktionieren sollte, gab es erhebliche Probleme. Durch den Totalausfall einiger Basisstationen kam es zur Überlastung der verbliebenen noch funktionierenden Stationen, so dass nicht alle Verbindungen aufgebaut werden konnten.

Mittlerweile zeigt, dass die Wassermassen gerade im Ahrtal an vielen Orten entweder die Stromversorgung der Basisstationen oder die Datenleitungen zu den Vermittlungsstellen überflutet oder weggerissen haben. Dadurch war keine Kommunikation mehr möglich.

Auf Blackout nicht vorbereitet – digitaler Funk funktioniert bei Blackout nicht

Die meisten Basisstationen bundesweit können nur kurze Zeit ohne Netzstrom arbeiten. Die Batteriepuffer halten maximal zwei bis vier Stunden. Nur wenige Stationen verfügen über eine eigene Notstromversorgung. Besonders wichtige Stationen sollen im Ernstfall mit Notstromaggregaten vom THW oder Feuerwehr mit Strom versorgt werden. Im Überflutungsgebiet war es den Feuerwehren und dem technischem Hilfswerk aber aufgrund der Unzugänglichkeit nicht möglich die betroffenen Stationen mit Notstromaggregaten zu versorgen. Auch dies trug dazu bei, dass die Kommunikation längere Zeit zusammenbrach.

Nun kann sich jeder selbst ausmalen was bei einem bundes- oder sogar europaweiten Stromausfall passiert. Sie werden im Notfall auf sich alleine angewiesen sein. Bereiten Sie sich rechtzeitig darauf vor. Wie man sich vorbereiten kann erfahren Sie in unseren Ratgebern. Folgende Ratgeber sind auf unserer Website online:

 

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